BKa: Johannes Dullin, Sie haben eine neue Performance-Reihe im Kino der Reitschule. Sie präsentieren zwölf Abende in drei Monaten. Das Ganze nennt sich Raw Clowning. Das klingt wild. Warum sollen wir uns das anschauen kommen?

Johannes Dullin: Diejenigen, die derzeit ein aufziehendes Gewitter des Wahnsinns in der Welt beobachten, sind herzlich eingeladen zu sehen, wie ich versuche, diesen Wahnsinn künstlerisch zu verdichten. Ich werde keine verkopften Diskurse bieten, sondern das Irrationale, Intuitive und Wilde walten lassen. Es wird albern, brachial und grotesk zugehen, und manchmal auch ganz anders. Alle, die darauf Lust haben, sind herzlich eingeladen.

BKa: Sie sind bekannt dafür, ziemlich unberechenbar und auch mal aufbrausend auf der Bühne zu sein. Sind ihre Shows für alle geeignet oder braucht das Trigger-Warnungen?

Johannes Dullin: Jeder Abend ist für alle Beteiligten ein Risiko. Wenn der Abend «Satan Camping» heisst, sollte man davon ausgehen, dass der Teufel auch persönlich vorbei kommt. In meiner Comedy mache ich mich nicht über irgendwelche Gruppen, Traumata oder Lebensweisen lustig. Meine Zielscheibe ist der Mensch an sich. Eine gewisse Offenheit für schrägen Humor, ist sicherlich hilfreich.

BKa: Vielversprechend sind schon mal die Titel der Performances. Da ist etwa «das faxistische Manifest» oder auch «Der Fürst der Langeweile». Ist eigentlich jeweils zuerst der Titel oder die Performance da, wenn Sie ein Stück entwickeln?

Johannes Dullin: Ich habe einen Spielplan für zwölf Abende mit zwölf Titeln geschrieben. Nun gilt es, zu sehen, wie ich diesen Plan zum Leben erwecke. Momentan sind die Titel das Einzige, was ich habe.

BKa: Ein anderer Abend nennt sich «I love Cringe». Wörtlich nennt sich das ja erschaudern. Werden Sie also auch für Gänsehautmomente sorgen? Oder anders gesagt: Mit welchem Gefühl soll das Publikum das Kino der Reitschule verlassen?

Johannes Dullin: Ich hoffe, dass die Leute den Raum verlassen und das Gefühl haben, dass sie etwas erlebt haben. Etwas, das sie vielleicht nicht verstehen, aber dennoch berührt. In meinem Verständnis von Komik ist nicht nur das Lachen willkommen. In meinen Arbeiten sind auch Überforderung, Fremdscham, Wut, Wahnsinn usw. Teil der Reise. Die Abende werden mit Sicherheit weird, aber nie so weird wie die Zeit, in der wir leben.